Die SPUR von morgen
Das erste Oratorium von Gregor Linßen
Mit dem Auftrag von Leo Langer für ein Stück als musikalischem Kern einer „Musikwallfahrt“ begann 1994 eine fruchtbare, 30 Jahre dauernde Zusammenarbeit.
1998 trafen sich die 76 Teilnehmer am Flughafen Frankfurt. Jeder bekam einen Teil des technischen Equipments als zweites Gepäckstück mit. So gelangten Menschen und Material nach Tel Aviv. Von dort ging es für 10 Tage an den See Genezareth und danach für 4 Tage nach Jerusalem, wo am 11.8.1998 die Uraufführung in der Dormitio Abtei stattfand.
Liederliste
Das Oratorium gliedert sich in die vier Teile:
(1)Pfingsten damals – (2) Stefanus – (3) Paulus – (4) Pfingsten heute
Ouvertüre
Nicht lange nach diesen Tagen
Gottes Geist bricht über uns ein
Gott hat seinen Sohn gesandt
Sie haben sich weit hinaus gelehnt
Nicht mehr am alten Platz
Was ihr sagt, ist unerhört
Der Tag wird kommen
Hören und Sehen
Steinigung/Tod
Heilig bist Du, unser Gott
Sie hatten die Kerker nicht aufgesprengt
Das Gleichnis vom Sauerteig
Gott, erbarme dich
Gott öffne deine Augen
Was nutzt euch die Erinnerung
Alle Welt ist eingeladen
Du, Mensch, steh auf
Das kann nicht sein!
Einmal werden wir erwachen
Wir haben uns mit Gott vertraut gemacht
Gottes Geist (Reprise)
Vater unser
Seht die Taube trägt einen Zweig
Zur Musik
Ist das noch NGL? Nein. Höchstens mit der Einschränkung „Nicht-Mainstream-NGL“. Gregor Linßen löst sich mit diesem Oratorium von seinen Wurzeln in der Tradition des Neuen Geistlichen Lieds, dessen Hauptkriterium die Gemeindefähigkeit der Gesänge ist. Der Komponist sieht sehr wohl Passagen vor, in denen die zuhörende Gemeinde zum Singen eingeladen wird. Aber sonst ist das Werk eine Fusion von verschiedenen popularmusikalischen Stilen und Filmmusik mit synagogischem und sinfonischem Klang, klassischem Streichquartett, 4 Bläsern und solistischem und Chor-Gesang und großer Kirchenorgel.
Musikalisch ist das Oratorium ein durchkomponierter Bogen, der sich harmonisch vom d-Moll des Beginns zu as-Moll in der Bekehrung des Saulus zum Paulus und wieder zurück zum F-Dur des Schlusskanons bildet.
Hier zeigt sich die klassische, musikalische Ausbildung von Gregor Linßen.
Alle Lieder sind rhythmisch dem Text verhaftet. Ist diese Eigenschaft noch relativ typisch für Popularmusik, folgt der Komponist diesem Parameter bei einigen Lieder bis in die Krummheit der zugrunde liegenden Taktung. Es finden sich Taktwechsel zum Erhalt des Sprachflusses und zwei Lieder im 5/8 Takt. Eine Technik, die sonst bei Nicht-Mainstream-Popmusikern wie Sting oder Paul Simon zu finden sind.
In den späteren Oratorien wird das Kompositionsprinzip des von der Sprache geführten Grundrhythmus noch ausgeprägter und filigraner.
Zu Text und Inszenierung
Das Oratorium entstand ursprünglich als Konzert mit Lesungen aus der Apostelgeschichte und wenigen Moderationen. Diese Fassung ist in der Chorpartitur enthalten. Zur deutschen Erstaufführung nutzte Gregor Linßen den Kunstgriff der Moderation durch einen äußeren, von zwei Schauspielern gespielten Rahmen einer Begegnung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen in einer besonderen Situation. Ein junger Mann hört aus einer Klosterkirche heraus das Fragment einer Lesung („Alle sind eingeladen“) und setzt diese Einladung frech um in das Grafitto einer Taube an der Kirchenmauer. Der Pater sieht das …
